Nach vielen Jahren der Berliner Lehrgänge war schon vieles so gut eingespielt und geschult, dass alles schnell eingeladen, ausgeladen, gefegt, gewischt, und aufgebaut wurde.
Wie mit tausend kleinen Heinzelmännchen ging der Aufbau von statten. Dabei waren wir „nur“ ca. 16 fleißige Kyujin.
Pünktlich um 14 Uhr begrüßte uns unser Lehrer Shige mit einem kurzen Ablaufplan, den er im laufe des Tages hervorragend eingehalten hat. Das ist nicht immer selbstverständlich.
Anschießend stimmte Shige uns mit einem Yawatashi auf den Lehrgangsinhalt ein: TaiHai mit den dahinterstehenden Prinzipien: Körper-Haltung, geistige Haltung, Blick-Wahrnehmung, bewusste Atmung, äußerliche Ruhe, tiefer Schwerpunkt, Vorbereitung, natürliche Bewegung. Und bei allem steht die Aufmerksamkeit als ein verbindender Begriff darüber.
Nach zwei Pfeilen für alle gab es schon den ersten Theorieblock. Generell war auch dieses Jahr im Fokus Theorie und von Übungen geprägt, die das Taihai unterstützen sollen. Mit schmerzenden Gliedmaßen am Abend zu gehen, war somit dennoch garantiert.
Eine wirklich spannende Übung war in zwei langen Reihen von ca. 40 Kyudoka gemeinsam in den Kiza abzuknien. Dabei auf den Schwerpunkt, die Atmung und das Blickumfeld achten, kann einem sehr gut von jammernden Muskeln ablenken. Und die Spannung und verstärkte Konzentration, die man damit aufbaut, wird für den anschließenden Schuß nur von Vorteil sein.
Am Ende des zweiten Tages wurde diese Übung dann noch abgeschlossen. Wir traten in einem großen 10er-Tachi möglichst synchron im Taihai an und schoßen sekundenverzögert ab. Wie beim Surfen auf einer Welle plockten der Pfeile in die Dämpfer, im besten Fall wie bei steten Regentropfen. Hörte sich wirklich gut an. Jedoch zeigte es auch die Auswirkungen der persönlichen Geschwindigkeit auf. Da musste mancher ein längeres, Andere ein verkürztes Nobiai machen, um den Fluß zu erhalten. Dabei gab es am Ende eben auch Lob für einen gleichbleibenden Rhythmus.
Auch beim persönlichen Verhalten konnte der ein oder andere wieder etwas dazu lernen. Wie es das „Do“ im Namen verrät, geht es beim Kyudo eben nicht nur um’s Treffen. Auch wie man sich respektvoll dem Vortragendem gegenüber verhält. Oder aufmerksam zu sein, statt „einfach“ etwas gedankenlos nachzumachen, können für manchen eine wertvolle Lektion sein.
Am zweiten Tag konnten wir „jungen“ Schützen einen kleinen Blick in die Zukunft werfen. Ab dem dritten Dan, müsse man damit rechnen ein Taihai im Kimono zu schießen. Und unsere Vorbilder sind gelinde gesagt beeindruckend. Das erfordert eine Menge Ehrgeiz, Fleiß und einen hübschen Kimono! Aber es scheint auch genügend willige Nachahmer zu geben.
Für persönliche Bewertungen der Technik nahm Shige sich auch über eine Stunde lang am Makiwara Zeit, während Boris und Rolf die anderen Schützen beim Taihai kritisch ins Auge fassten. Da wurde noch so manche Nachlässigkeit ausgemerzt.
Im Anschluß an den Lehrgang gab es ein paar Prüfungen zum 5.-3. Kyu, die glücklicherweise alle bestanden wurden. Auch Kerstin und Jens aus unserem Verein haben bestanden. Herzlichen Glückwunsch!
Wir bedanken uns bei allen Lehrern, vorbildlichen Dan-Trägern, fleißigen Helfern und Organisatoren für einen nachhaltigen Lehrgang.
Foto: Minh Ahn
(AK)